Texte und Interviews --- Vorträge und Podiumsdiskussionen --- Projekte
Ein gutes Leben verlangt Arbeitsverhältnisse, Produktionsstrukturen
und Handelsbeziehungen, die menschliches und nichtmenschliches Leben
gedeihen lassen. Unsere moderne Industriegesellschaft hat uns Menschen
eine Vielzahl an Errungenschaften gebracht, die für die allermeisten
von uns Europäer das Leben enorm verbessert haben: Wir hier im reichen
Norden der Erdkugel leben länger,
mit mehr Heilchancen und weniger Schmerzen als vor der
Industrialisierung, wir leben in Wärme und mit ausreichernder
vielseitiger Nahrung, mit umfassenden Angeboten in Bildung,
Information, Musik, Tanz, Spiel. Zugleich hat die Industriegesellschaft
aber auch eine Wirtschaftsweise gefestigt, die unsere natürlichen,
sozialen und kulturellen Gemeingüter ausbeutet, Menschen verelenden
lässt und Leid für abertausende Nutztiere schafft. Dies liegt nicht
zuletzt an ihrer Profitorientierung, die dazu drängt, Schäden an Umwelt
und Mitwelt möglichst zu ignorieren. Die Analyse, wie die
marktwirtschaftlichen wie planwirtschaftlichen Systeme zur Zerstörung
sozialer wie ökologischer Gemeingüter beitragen ist ein komplexes
Unterfangen. Ich misstraue den meisten monokausalen Erklärungen und
sehe eine Vielzahl an Ursachen, zu denen inhärente Zwänge der
Profitmaximierung, Rationalitätsverständnisse, die in einer Kultur
gepflegten Tugenden und Laster, das Geldwirtschaftssystem, die soziale
Organisationsform, die technologische Basis und vieles mehr gehören.
Ich dagegen verdanke mein körperliches wie seelisches Wohlergehen
als Kind einem Milieu, in dem Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit und
soziale Achtsamkeit eine wichtigere Rolle als Konkurrenz und Habgier
spielten. Dahinter steht sowohl eine kulturelle Tradition als auch
wirtschaftliche Struktur, die dieses Milieu stärkte und möglich machte.
All das sind Gründe, warum ich mich für gerechte und achtsame
Wirtschaftsweise einsetze, die unsere Gemeingüter gedeihen lässt.
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Julio Lambing: "Stromallmende: Wege
in eine neue Industriegesellschaft" (2012)
in: Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung: "Commons - Für eine neue Politik jenseits von Markt und
Staat"; Bielefeld 2012; S. 479 – 486
(Wenn wir schon mit Rückgriff auf die planetarischen
Gemeinressourcen Sonne, Wind und Wasser unsere Energieversorgung
betreiben müssen, kann es dann nicht sein, dass die Perspektive der
Commons auch für die Organisation der Stromwirtschaft selbst Impulse zu
liefern vermag − jenseits oder in Ergänzung zu staatlichen und
privatwirtschaftlichen Ansätzen? Faktisch sind aufgrund der
wirtschaftlichen, politischen und technischen Vorstrukturierung unserer
Energieinfrastruktur nur hybride Formen möglich. Wie sehen diese aus
und welche Entwicklungsperspektiven gibt es?)
Julio Lambing: "Bausteine für eine Stromallmende. Wege in eine neue
Industriegesellschaft“ (2011)
Langfassung (14. S.) des oben genannten Papiers; erstellt im Auftrag
der Heinrich Böll Stiftung anläßlich eines Workshops von e5
und Heinrich Böll Stiftung
Alain Ambrosi: "Fraiming the Commons. Interview of Julio Lambing"
(2010)
Video im Rahmen des Projekts "remix the commons"; veröffentlicht auf
vimeo im Dezember 2010
("remix the commons" ist ein kollaboratives und evolutives
Multimedia-Projekt. Es zielt darauf ab, die wichtigsten Ideen und
Praktiken der Allmende-Bewegung zu dokumentieren und zu
veranschaulichen, nicht zuletzt durch den kreativen Prozess des
Projekts selbst. Das Interview fand im Nachgang der International
Commons Conference in Berlin, November 2010, statt. Es schildert in
unzusammenhängenden Worten meine ersten Eindrücke von dieser
Konferenz. Ähnlich wie meine Kolleginnen war ich ungeheuer müde und
wollte
eigentlich nur eines: ins Bett.)
Julio Lambing, Beatriz Busaniche,
Michel Bauwens, David Bollier, Silke Helfrich, Heike Löschmann: "Some Thoughts on the Commons" (2010)
Thesenpapier zur konzeptuellen Ausrichtung der International Commons
Conference, Berlin, Oktober 2010
(u.a.: Eine lebensfähige Gesellschaft basiert eher auf Kooperation
und Koproduktion als auf der klassischen Arbeitsteilung, die
Produzenten und Anbieter von Nutzern trennt. Märkte sind nicht die
einzigen Quellen für Wohlstand. Gemeingüter können als parallele
Ökonomien zur Geldwirtschaft fungieren, inklusive Subsistenz- und
Schenkökonomie. Die moderne Ökonomie hängt zutiefst vom Staat ab,
entsprechend muss sich auch das staatliche Wirtschaftsagieren in Bezug
auf die Gemeingüter ändern. Wir brauchen nicht nur Regulation, sondern
größere Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflichtigkeit gegenüber den
betroffenen Nutzergemeinschafter. Commoning beinhaltet das Leben in die
eigene Hand zu nehmen. Wissen ist dafür zentral, aber Wissen meint mehr
als Zugang zu Wissen und Zugang zu Wissen meint mehr als der Aufbau
technischer Infrastruktur: das Teilen von Wissen, Fertigkeiten für
Verständnis und Reflexion, Aneignung von Wissen zur Gestaltung des
sozialen Habitats.)
Lara Mallien: "Wirtschaft:
Verschwendung – Von der Logik des
Habenwollens zur Geste des Gebens" (2010)
in: Zeitschrift OYA - anders leben. anders denken; Ausgabe 03 -
Juli/August
2010; S. 12 - 16
(Lara Mallien befragt Veronika Bennholdt-Thomsen, Adelheid
Biesecker, Andreas Weber, Heide Göttner-Abendroth, Friederike
Habermann, Stefan Meretz, Christian Siefkes, Franz Nahrada, Silke
Helfrich und Julio Lambing, wie eine
Ökonomie des guten Leben aussehen kann. Unter anderem poche ich darauf,
daß es entgegen - einer verbreiteten Kapitalismus-Kritik nach Karl
Polanyi -
keine entbettete Wirtschaft gibt.)
Johannes Heimrath, Silke Helfrich,
Julio Lambing und Stefan Meretz: "Lasst uns
die Spielregeln ändern. Wie entsteht eine auf Gemeingüter orientierte
Ökonomie und Lebensweise?" (2010)
in: Zeitschrift OYA - anders leben. anders denken; Ausgabe 01 -
März/April
2010; S. 58 - 61
(Johannes Heimrath diskutiert mit Silke Helfrich, Julio Lambing und
Stefan Meretz. Eines der ersten veröffentlichten Streitgespräche in
Deutschland über die sich formierende Commonsbewegung und ihre
Anliegen. Ich streite mit Stefan Meretz über den Wirtschaftsbegriff.)
Lara Mallien: "Zeit für Allmende. Lara Mallien interviewt Julio
Lambing über das Manifest der
Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema Gemeingüter" (2009)
in: Zeitschrift KursKontakte, Ausgabe 165, Oktober 2009, S.16 - 18
(Seit April 2008 hat im Rahmen des interdisziplinären Salons der
grünen Heinrich-Böll-Stiftung eine Arbeitsgruppe zum Thema "Gene, Bytes
und Emissionen: Zeit für Allmende" regelmäßig getagt. Daraus entstand
ein Manifest. Lara Mallien sprach mit Julio Lambing, einer der
Mitautoren des Manifests.
"Gemeingüter stärken. Jetzt!" (2009)
Thesenpapier in kollektiver Autorenschaft mit 20 weiteren Autoren,
Potsdam; Juli 2009
(Das Manifest ist Ergebnis eines anderthalbjährigen Prozesses, in
dem sich Dutzende von Beteiligten aus Politik, Gewerkschaften,
Wissenschaft, der Freien-Kultur- und -Software-Bewegung, der
Umweltbewegung, der Wirtschaft sowie Kunst und Kultur mit den
Gemeingütern und ihrer Bedeutung für die Menschheit auseinandergesetzt
haben. An dem Text haben mehrere Dutzend Menschen mitgewirkt (siehe die
Unterzeichnerliste), teils in einem intensiven zweitätigen Diskussions-
und Arbeitssalon in Potsdam und teils per E-Mail.)
"Von menschenfressenden Schafen,
freiem Wissen und einer Tugend namens Wacantognaka – Die Rückkehr der
Allmenden"
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Voices of Transition - Motivierende
Beispiele eines sozialökologischen Wandels"; Technische Universität
Dresden, 28. November 2013
"Anerkennung der Abhängigkeit"
Vortrag im Rahmen der "Cologne Commons 2013 – Allmenden in Wissenschaft,
Kultur und Alltag"; Konferenz veranstaltet durch e5,
das Institut für Linguistik – Phonetik der Universität zu Köln, den
Purer Luxus
e.V. und das Global Ecovillage Network of Europe in Kooperation mit dem
Center for eHumanities der Universität zu Köln; Universität zu Köln,
18. Oktober 2013
"Allmenden und Gemeingüter als
Wirtschaftsform"
Vortrag auf dem ökoRAUSCH Symposium "Design als Sprache"; Köln,
24. und 25. September 2011
"Die Produktivkräfte der
unfreiwilligen Anarchisten. Gemeingüter als Keimformen einer
alternativen Ökonomie"
Vortrag auf der Regionalkonferenz: "Wie wir wirklich leben wollen";
Heckenbeck, 25. bis 27. März 2011
"Gemeinschaftlicher statt privater
Wohlstand?"
Vortrag auf der Konferenz:
"Politik in der Wachstumsfalle – Mit Wachstum aus der Krise oder mit
Wachstum in die Krise?"; Tagung der Evangelischen Akademie Loccum
zu Ehren von Gerhard Scherhorn, 2. bis 4. Juli 2010
"Die Rückkehr von Allmenden und
Gemeingütern – Von menschenfressenden Schafen, privatisiertem Yoga und
dem 2 Grad Limit"
Vortrag auf "Cologne Commons 2010: Be shareful – Festival und
Konferenz für digitale Kultur"; Köln, 10. bis 12. Juni 2010
"Allmende, Commons und Gemeingüter"
Videoaufzeichnung
der Diskussion mit Julio Lambing, Johannes Heimrath, Silke
Helfrich, Stefan Meretz; veröffentlicht auf vimeo; April 2010
"Gemeingüter zur Sprache bringen –
eine Aufgabe für die Stadtentwicklung"
Podiumsdiskussion mit Julio Lambing, Ottmar Lattorf, Christoph Schlee
auf dem Kongress „Plan 09 - Forum aktueller Architektur in Köln“; 1.
Oktober 2009
Konferenzserie "Nachhaltige
Lebensstile durch Gemeingüterökonomie – Allmendebasierte
Wirtschaftsformen in Ökodörfern" (Berlin, Butzbach, Sieben
Linden/Beetzendorf und Köln, März 2013 bis Februar 2014)
- Konzeption und Leitung; für e5 und in Kooperation mit dem Global
Ecovillage Network of Europe -
(Können sozialökologische Gemeinschaften Lebensmodelle anbieten,
die auch der breiten Bevölkerung ein ökologisch und sozial nachhaltiges
Leben ermöglichen? Welche wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Praktiken gibt es in ihnen, die unter diesem Gesichtspunkt besonders
auffallen? Welche Aspekte ihrer Lebensorganisation und
Wirtschaftsweisen sind besonders gut geeignet, um verbreitet zu werden?
Welchen realen Nutzen haben sie für die Gesellschaft? Mit solchen
Fragen zur Nachhaltigkeitsrelevanz befasste sich diese
Veranstaltungsreihe zur Erforschung und Diskussion nachhaltig
ausgerichteter intentionaler Gemeinschaften.)
Experten-Workshop: "Energieinfrastruktur als Gemeingut? Grundzüge und
Elemente einer gemeingüterbasierten Energiewirtschaft" (Berlin, 6.
April 2011)
- Konzeption und Leitung gemeinsam mit Silke Helfrich; für e5 und in
Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung -
(Kann der privatwirtschaftlich liberalisierte Strommarkt den Umbau
des
Energiesystems wirklich bewältigten? Bieten staatliche Eignerstrukturen
tatsächlich die Innovationskraft und die Effizienz, die wir brauchen?
Wie sieht die Anwendung des Gemeingüteransatzes auf den Strommarkt aus?
Entstehen
effektive Modelle, die uns weiterbringen? Eine interdisziplinäre Runde
von 20
Energieexpertinnen, Politik und commoners hat sich in dem Workshop
diesen Fragen
gestellt.
Politische Konferenz: "International Commons Conference" (Berlin, 1. und
2. November 2010)
- Mitarbeit im Steering Commitee zur Steuerung der Konferenz im Auftrag
der Heinrich Böll Stiftung; zudem gemeinsam mit David Bollier zuständig
für das Wirtschaftssegment der Konferenz -
(Nach der Vergabe des Nobelpreis an Elinor Ostrom ein Jahr zuvor
erregte das
Anliegen der Konferenz international Aufsehen in der
Nachhaltigkeitspolitik und Forschung: Noch nie zuvor waren in globaler
Dimension Wissenschaftler zur Gemeingüter-Forschung mit Akteuren zum
Schutz und Pflege von ökologischen, sozialen, digitalen und kulturellen
Gemeingütern versammelt worden, um eine gemeinsame internationale
Strategie zu entwickeln. Aus mehr als 30 Nationen wurden 180 Experten
aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft
zur Beratung berufen, darunter die weltweit führenden Namen der
Gemeingüter-Forschung und viele weithin anerkannte Akteure der
Gemeingüter-Bewegung. Nur Elinor Ostrom konnte. Meine Kollegen im
Steering Committee waren Beatriz Busaniche aus Argentinien, Michel
Bauwens aus Thailand, David Bollier aus den USA, Silke Helfrich und
Heike Löschmann aus Deutschland. Keine Konferenz hat bis dahin mehr
Zeit, Aufmerksamkeit und Kopfzerbrechen bereitet.)
Interdisziplinärer Salon: "Wohlstandsmehrung anders - Gemeingüter: jenseits des
Wachstumszwangs" (Berlin, 14. Oktober 2010)
- Konzeption und Leitung gemeinsam mit Silke Helfrich; für e5 und in
Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung -
Die Auseinandersetzung zwischen Commoners, Unternehmern, Poltikern
und Wissenschaftlern wird fortgesetzt. In einem einführenden Beitrag
skizzierte der Entwicklungsökonom Prof. Michael Kirk den Stand der
aktuellen Commonsforschung und skizzierte die von der
Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom ermittelten Bauprinzipien für
gelingende Gemeingüter. Julio Lambing fasste die politischen wie
volkswirtschaftlichen Diskussion rund um das Primat des
Wirtschaftswachstum zusammen und stellte Positionen wie Menschenbild
sowohl von Befürwortern wie von Kritikern einer wachstumsorientierten
Politik vor. In der anschließenden Diskussion konnte die konstruktive
Annäherung des vorangegangenen Salons fortgesetzt werden.
Interdisziplinärer Salon: "Die Wirtschaft profitiert von Gemeingütern. Wie können
Gemeingüter von der Wirtschaft profitieren?" (Berlin, 24. März 2010)
- Konzeption und Leitung gemeinsam mit Silke Helfrich; für e5 und in
Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung -
Ein erster Diskurs zwischen Akteuren, die den Prinzipien der
klassischen Nachhaltigkeitspolitik und Nachhaltigkeitsökonomie folgen,
und denjenigen, die Prinzipien der Gemeingüter-Ökonomie vertraten.
Oswald Schröder, zuständiges Vorstandsmitglied für Kommunikation des
Europäischen Patentamtes referierte über die Zukunft des Zukunft des
Wissens und des Patentsystems. Der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Gerhard
Scherhorn schilderte Vorschläge zur Reform des Aktien-, Wettbewerbs-
und Unternehmensrecht und bei der Zinseszinsfestlegung. Knapp 30
Experten aus Wirtschaft, Poltik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
besprachen diese Vorschläge. Der Dialog war schwierig und
herausfordernd, erreichte aber eine erste Verständigung.
Kölner Regionalforum für
alternatives Wirtschaften: "Zukunftsfähige
Modelle für Leben, Arbeit, Wirtschaften" (Köln, 29./30. August 2009)
- Konzeption und Leitung gemeinsam mit Josef Hülkenberg; für e5 und in
Kooperation mit denk!BAR® mobil, Jack in the Box –
Verein für innovative Modelle der Beschäftigungsförderung und Der
Dritte Ort -
(Das Netzwerktreffen versammelte unterschiedliche Initiativen und
Organisationen aus Köln und Umgebung, um sich über die eigenen Ansätze
für Leben, Wohnen, Arbeit und
Wirtschaft zu verständigen und sich über Kooperationsmöglichkeiten
auszutauschen.)