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Wir leben in einer durch und durch christlich
geprägten
Zivilisation. Sie hat fundamental unseren ontologischen Bezugsrahmen,
unsere Deutungsmuster hinsichtlich Mensch, Natur, Gesellschaft und
Geschichte und unsere Rationalitätskonzepte geformt. Dies gilt sogar
für
jene antireligiösen Milieus in unserer Gesellschaft, die sich
selbst als wissenschaftlich, materialistisch, agnostisch, atheistisch
oder aufklärerisch bezeichnen. Und es gilt ebenso für die modernen
esoterischen und okkulten Strömungen im Westen, die sich selbst als
kirchenfern betrachten.
Das Christentum hat uns viele wertvolle
kulturelle und soziale
Hinterlassenschaften vermacht. Die moderne Wissenschaft verdankt dem
mittelalterlichen Christentum den Aufbau fundamentaler Institutionen
und die Entwicklung einer wissenschaftlichen Haltung, die dem
akademischen Betrieb ebenso wie der systematischen Erforschung der Natur
entscheidende Impulse gaben. Das politische Ideal der Brüderlichkeit
gab der politischen Bekämpfung von Ausbeutung eine moralische Grundlage
und steht am Anfang unserer sozialstaatlichen Institutionen. Die Tugend
der Barmherzigkeit ermöglichte die Etablierung eines Lebensnetzes, das
systematisch den Schwächsten unserer Gesellschaft half, ohne dass sie
sich den Mühlen einer bürokratischen Verwaltung aussetzen mussten. Es
gäbe noch viel mehr aufzuführen.
Unsere Kultur erbte aber vom Christentum ebenso ein aggressives Wahrheitskonzept, das weltanschaulich motivierte Gewalt und Kriege ermöglichte. Sie erbte eine komplexe Maschinerie zur Steuerung und Analyse des Seelenlebens der Menschen. Sie erbte eine Lichtmythologie mit umfassenden Dominanzansprüchen gegenüber allem, was als dunkel, fremd, weiblich, naturhaft eingeordnet wird. Sie erbte eine Sichtweise auf unsere Um- und Mitwelt, die uns anhielt, nur Menschen - vielleicht noch hier und da ein paar sogenannte höhere Säugetierarten - als Personen zu betrachten, deren Wünsche wir ernstnehmen müssen. Und durch die Transformation des Christentums in den Rationalismus und schließlich die Aufklärung - die beide nicht Antipoden, sondern Fortsetzung des Christentums mit anderen Mitteln sind - erhielten wir ein metaphysisches Entwicklungskonzept, das alle menschlichen Lebensaspekte und Hervorbringungen unter dem Kriterium des "Fortschritts" einordnet und bewertet. Wir zahlen dafür einen hohen Preis: Verdummung und kulturelle Vereinsamung. Denn die in diesen Entwicklungskonzept eingebaute ethnozentrische Arroganz macht das Lernen von fremden und vergangenen Kulturen unmöglich und die Unterjochung und Zerstörung dieser Kulturen vernünftig.
Doch wir leben nicht nur in einer christlich
geprägten Welt. Entgegen einer populären Geschichtsschreibung sind vor-
und
außerchristliche Kulturen, also sogenannte polytheistische,
animistische und naturreligiöse Traditionen, weder ausgestorben noch
irrelevant für die westliche Industriegesellschaft. Und um die Sache
noch komplexer zu machen: Nicht nur das Christentum,
sondern auch und gerade okkulte und esoterische Konzepte spielten bei
der Entwicklung der modernen Wissenschaft und der Idee der
instrumentellen Steuerung der Natur eine wichtige Rolle. Aufklärung und
Okkultismus haben mehr miteinander zu tun als es die offizielle
Selbstcharakterisierung unserer Kultur weißmachen will. Das, was wir die
moderne materialistische, mechanistische,
aufgeklärte oder rationalistische Kultur nennen, ist durch
okkulte Traditionen geprägt: hinsichtlich
seiner Ursprungsimpulse; hinsichtlich seiner engagierten Propagierung
und Durchsetzung durch okkulte Gruppen am Vorabend der Moderne;
hinsichtlich seiner
fundamentalen Ontologie. Ein Umstand, den die
allermeisten der heutigen Fürsprecher dieser Kultur in der Regel
ignorieren oder verdrängen. Die sogenannte "Aufklärung" selbst ist ein
Konzept, das alle sozialen und kulturellen Charakteristika eines
tiefverankerten Mythos enthält - inklusive der sozialen und emotionalen
Effekte, wenn ein solcher Mythos kritisiert wird. Wir verkennen sowohl
die produktiven wir
destruktiven Potentiale unserer Gesellschaft, wenn wir naiv das heute
propagierte Konzept von Rationalität für vernünftig und für bare Münze
nehmen.
Seit vielen Jahren gibt es in meinem sozialen
Umfeld eine Vielzahl vom Menschen, die
Weltanschauungen leben und Praktiken ausüben, die von außen als
spirituell,
esoterisch, neuheidnisch, polytheistisch oder okkult deklariert werden.
Auch meine eigene Geschichte ist davon geprägt: Als Kind und
Jugendlicher wurde ich schon früh
sowohl mit
christlicher und jüdischer Theologie als auch mit der antiken
griechischen Philosophie sowie
mit der griechischen und germanischen Heroenwelt vertraut gemacht. Als
junger Mann kam ich dann mit sogenannten "schamanischen" Traditionen
aus dem nordamerikanischen Kontinent in Kontakt und lernte weitere
außer- und vorchristliche Traditionen (sowie westliche okkulte
Praktiken) kennen. Ich habe viel von ihnen gelernt und musste meine
Vorstellungen von Ethos,
Vernünftigkeit und Wissenschaftlichkeit deutlich verfeinern und
erweitern. Das Unwissen und die Ignoranz in Deutschland gegenüber
solchen Traditionen ist erschreckend. Selbstverständlich tun sich
alle Kulturen schwer mit fremden Lebensweisen und Kulturen. Es
ist ganz natürlich, ersteinmal eigene Konzepte und Ansichten zur
Beschreibung und Beurteilung fremder Kulturen anzuwenden. Traditionen
und Institutionen fremder Völker sind geronnenes soziales
Erfahrungswissen von menschlichen Gemeinschaften, die in ganz anderen
Lebensumgebungen und auf dem Hintergrund einer ganz eigenen Geschichte
sich bemühen, ein gutes Leben zu erzeugen. Die sozialen und kulturellen
Erfindungen dieser Menschen nachzuvollziehen ist schwierig, weil es
verlangt, die menschliche und nichtmenschliche Welt mit anderen Augen
zu sehen, ungewohnte Unterscheidungen zu machen, neue Handlungsweisen
auszuprobieren. Verstehen fremder Kulturen heißt also immer Lernen. Es
ist ein anstrengendes und mühsames Lernen.
Aufgrund ihrer militärischen, technologischen und wirtschaftlichen Überlegenheit neigen Angehörige der europäischen und nordamerikanischen Gesellschaften dazu, dieses Lernen von andersartigen Kulturen für überflüssig zu halten. Sie ignorieren fremde Kategorien und stülpen den Verhaltensweisen und Ansichten anderer Völker ihre eigenen Begriffe über. Zwei Verfahren - ein historisches und ein diachrones - sind dabei üblich: Zum einen werden femde Kulturen als glückliche oder unglückliche Vorstufen der eigenen Zivilisation begriffen: Die Araber müssen dann die Aufklärung noch "nachholen", die Aborigines lebten vor der englischen Invasion in der "Steinzeit". Diese Einordnung auf einer zivilisatorischen Entwicklungsstufe ist jahrhundertealt und entsprang ursprünglich dem Bedürfnis europäischer Gelehrte, Zustände und Veränderungen der eigenen Zivilisationsgeschichte besser zu verstehen und jeweilige Entwicklungsideale sowohl als gesellschaftlich unvermeidbar wie auch als politisch unumgänglich zu deklarieren. Das andere Verfahren löst Kategorisierungen, die zur Unterscheidung kultureller und sozialer Alltagszusammenhänge innerhalb unserer Zivilisation üblich sind, aus ihren Beurteilungszusammenhang und wendet sie zur pauschalen Charakterisierung ganzer Gesellschaften und Kulturen an. Duale Gegenüberstellungen von unterschiedlichen Lebensäusserungen innerhalb einer Kultur - in dem Fall der europäischen - werden nun auf aufgespalten und ein Pol des Begriffpaars wird nun auf die Kultur oder Gesellschaft eines fremden Volkes als ganzes angewendet, damit diese als Gegenbild aufscheinen. So wird der Inder "spirituell", die Afrikanerin "abergläubig", die Indianerin so "geerdet" und die Japanerin "traditionsgeleitet" - im Gegensatz etwa zur "verstandfixierten" oder "vernunftgeleiteten" oder "materialistischen" oder "selbstbestimmten" Europäerin. (Solche Attributierungen sind sowohl in esoterischen, traditionell christlichen als auch sogenannten materialistischen Zusammenhängen üblich.) Was gelernt werden soll und wer lernen soll, ist bei solchen Urteilen bereits im Vorhinein klar und hängt lediglich davon ab, ob man die eigene Kultur kritisieren oder loben will. Sowohl wenn andere Völker nur Vorstufen unserer Zivilisation sind, als auch wenn sie zum Gegenstand unserer pauschaler Projektionen werden, ist ein Austausch und ein wirkliches Lernen von ihnen nicht mehr möglich. Es findet dann lediglich eine kulturelle Selbstbespiegelung und die Bestätigung eigener Kategorien statt.
Nicht nur bei fremden, aussereuropäischen
Kulturen gibt es diese Form von Ignoranz. Sie ist auch bezüglich jener
Kulturen üblich, die
hier in Europa vor der durchgängigen Verbreitung des Christentums oder
vor der Moderne existierten: Das Mittelalter ist "dunkel", die Germanin
"primitiv", aber "naturverbunden", die griechische Polytheistin noch in
einem "vorwissenschaftlichen Weltbild" gefangen. An der Spitze der
kulturellen Evolution steht stattdessen der moderne europäische
Materialist, und ebenso - allerdings mit mit
Abstrichen - der aufgeklärte Christ. (Das männliche Geschlecht ist hier
kein Zufall: Der Mann galt als vernünftiger und weniger anfällig für
Aberglaube und gefühlsbedingte Beinträchtigung der Urteilskraft.) Wenn
Menschen - nun schon seit vier
Jahrhunderten - heidnische Traditionen pflegen oder wieder aufleben
lassen wollen, ist das ein gefährlicher irrationaler Rückschritt.
Neuheiden, wie man jene Menschen nennen kann, die sich auch um eine
rituelle und weltanschauliche Aneignung solcher Traditionen bemühen,
gelten als entsprechend problematisch. Die
Barbarei droht: Waren nicht die Nazis alles
Neuheiden? Und ist nicht auch die seit einigen Jahrzehnten zu
beobachtende Verbreitung von Praktiken, wie sie in der Neuen
Spiritualität und Esoterik kultiviert werden, ein Anzeichen neuer
Irrationalität und moralischer Verirrung? (Dass Frauen in solchen wie
auch in anderen
"religiösen" Milieus, in denen man an das "Übernatürliche" glaubt, bis
heute
überrepräsentiert sind, ist dann wahlweise
die bedauerliche Konsequenz einer hormonellen Beeinträchtigung oder
einer missglückten Sozialisation.)
Wir müssen uns sicherlich mit elitären,
xenophoben, rassistischen
und völkischen Varianten der neuheidnischen Geistesströmungen
auseinandersetzen, die im Zuge der Romantik aufkamen und bis heute zur
Legitimation für faschistischen und neofaschistischen Terror in
westlichen Industrieländer herangezogen werden. Wir müssen diese auch
entschieden bekämpfen. Zudem sollten wir immer wieder kritisch fragen,
welchen Einfluß jeweilige wissenschaftliche und weltanschauliche Moden
auf unsere
Deutung und Wiederaneignung fremder Traditionen ausüben. Aber
indigene, heidnische oder neuheidnische Traditionen
sind nicht per se menschenfeindlicher, unreifer und irrationaler als
christliche oder sogenannte aufgeklärte Geistesströmungen. Sie sind
zudem weder Religionen noch eine andere Form von "Glauben". Diese
christlich geprägten Begriffe sind zur Beschreibung ihrer
Hervorbringungen nutzlos. Sie handeln in der Regel nicht vom
"Übernatürlichen" und
sind auch nicht vormodern. Ihre Intuitionen und ihr Wissen, das sich
in Weltanschauung, Ethos, Fertigkeiten, Ritualen, Sitten und
Institutionen ausdrückt, gehören zum gemeinsamen Erbe der Menschheit.
Sie können eine sinnvolle, rationale Bereicherung für das heutige Leben
und für die moderne Gesellschaft sein.
Wie viele Menschen, die in den 90er Jahren
erwachsen wurden, habe
ich vielfältige Anschauungen, Praktiken und Selbsttechnologien
aus der spirituellen Selbsterfahrungsszene und dem Esoterikmilieu
kennengelernt, die als Lebenshilfen angepriesen wurden. Was
bleibt sind ein paar Kniffe hier, ein bisschen Erfahrung da - und das
Wissen, dass die beste Schule des Lebens das Leben selbst ist. Gut
finde ich, dass in dieser Szene die Überzeugung kultiviert wurde, dass
für ein gutes, zurfriedenstellendes Leben der Menschen nicht nur
äussere wirtschaftliche und politische Strukturen wichtig sind, sondern
auch der zwischenmenschliche Umgang untereinander und individuelle
Verhaltensweisen im Alltag. Und ebenso
schätze ich, dass in dieser
Szene so manche wertvolle Praktik
und Fertigkeit verbreitet und gepflegt wird, die unsere Kommunikation,
Achtsamkeit und Wahrnehmung zu verbessern vermag. Doch zugleich gibt es
nur wenige Zusammenhänge, in denen dermaßen gedankenlos
Kommerzialisierung, Kommodifikation und Erfolgspropaganda hingenommen
und gerechtfertigt wurde; in dieser Hinsicht besteht nur wenig
Unterschied zu jenem
menschlich verrohten Sumpf an Geschäftsleuten und Managern, die Gordon
Gekkos Hymne der segensreichen Wirkungen von Gier zur Richtschnur ihres
Handelns erheben. Die Kultivierung von Seelenbefragung und
Selbstbearbeitung verbreitete zum einen neue Formen von Infantilität,
Selbstentmachtung
und politischer Ignoranz geschaffen. Esoterische Erkenntnisstufen und
das moderne Guru- und Meisterwesen lehren wiederum einen
Elitenfetischismus, der antidemokratische Attitüden mit Hörigkeit
und Leichtgläubigkeit paart. Wir haben uns da eine Generation
an selbstzentrierten Egoisten und passiven Workshop-Junkies
herangezogen, die ihre eigene Autorität, Urteilsfähigkeit und
Gestaltungskraft abgegeben hat und sich zugleich als
geistig-spirituelle Elite und Speerspitze der Menschheit
selbstüberschätzt. Zugleich etablierten sich neue Formen der
Selbstkonditionierung, die durchaus auch ein Potential zur totalitären
Steuerung von Persönlichkeiten haben.
Trotz dieser Nachteile und Gefahren ist es
dennoch naiv und dumm, sich lediglich über das moderne Esoterik- und
Selbsterfahrungswesen lustig zu machen oder es pauschal als
gesellschaftsschädlich zu brandmarken. Nicht nur sind solche
kulturellen Unterströmungen mit unserer Zivilisation intensiv
verschränkt. Sie sind auch ein Weg, fremde Konzepte und
Weltanschauungen kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Wir sollten
ihre Produktivität bei der Etablierung besserer Lebensweisen
nicht geringschätzen und sie ebenfalls nutzen, um uns selbst und unsere
Lebensweise besser zu verstehen.
All das sind für mich Gründe, mich
heute für die kritische Reflexion, Pflege und Weiterentwicklung
heidnischer und neuheidnischer Traditionen einzusetzen. Und ebenso
den Einfluss, den okkulte und esoterische Traditionen auf die
Moderne haben, auszuwerten.
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr.
Józef Niewiadomski und Jörg Pegelow: "Führt Neuheidentum zu Rechtsextremismus?"
Podiumsdiskussion im Rahmen des 34. Deutschen
Evangelischen Kirchentags, veranstaltet durch die Arbeitsstelle
Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Norddeutschland, 2. Mai 2013
(Der
röm.-kath. Fundamentaltheologe Józef Niewiadomski hielt einen längeren,
nicht nur durch seine Dramatik unterhaltsamen Vortrag zu der Frage.
Moderator und Veranstalter Jörg Pegelow, Beauftragter für
Weltanschauungsfragen in Hamburg, interviewte mich
danach auf dem Podium zum Neuheidentum, zu der Tätigkeit
antirassistischer neuheidnischer Organisationen und den Thesen von
Herrn Niewiadomski. Ich finde es ausgesprochen lobenswert, dass auf
einer christlichen Veranstaltung Neuheidentum nicht nur Objekt des
Diskurses war, sondern ein Vertreter einer neuheidnischen
Interessenvertretung als Gesprächspartner eingeladen war. Weiß Gott
keine Selbstverständlichkeit. Inhaltlich gab es von Herrn Niewiadomski
nichts, was man nicht im Rahmen christlicher Apologie erwarten konnte -
inklusive fast aller bekannten klischeehaften Zuschreibungen und
Stereotypen. Entsprechend fiel meine Antwort aus.)
Wolfgang Meyer und Irene Geuer: "Zurück zu den Runen - Über ein Wiederaufleben
vorchristlicher Religionen"
Radio-Feature im Rahmen von WDR 3 Lebenszeichen; ausgestrahlt auf WDR 3
am 30. März 2008
(Julio Lambing, Jens Scholz und Günther Biernoth wurden für ein
Radiofeature der christlichen Sendung "Lebenszeichen" interviewt, das
sich mit dem Wiederaufleben vorchristlicher Religionen beschäftigt.
Bemerkenswert ist die vorurteilslose, fragende aber nicht unkritische
Vorgehensweise der beiden Journalistinnen.)
Radiodiskussion mit Dr. Matthias
Pöhlmann u. Prof. Dr. Bernhard Maier, moderiert von Holger
Gohla: "Hexensabbat und Germanenkult - Was fasziniert an
heidnischen Traditionen?"
Einstündige Diskussion; ausgestrahlt auf SWR 2 am 02. Mai 2007
(Eine nicht ganz fair eingeleitete Radio-Diskussion. Das lag nicht
daran, dass die anderen Gesprächsteilnehmer ein christlicher
Weltanschauungsbeauftragter und ein ebenso kritisch eingestellter
Religionswissenschaftler waren. Den ersteren kannte ich bereits aus
einer ganzen Reihe von persönlichen Gesprächen, mit dem zweiten
verstand
ich mich auf der gemeinsamen Zugrückfahrt ganz prächtig. Unangenehm war
ein nicht abgesprochener Kunstgriff des Radiomoderators, der mich
kurzfristig vor der Runde bat, an
einer Stelle zu schwindeln. Einen persönlichen Bericht dazu gibt es hier.)
Julio Lambing: "Attilas unglückliche Liebe. Ein neu entdecktes Epos
aus dem Sagenkreis der Nibelungen wirft Fragen über unsere Geschichte
auf"
in: Eurasisches Magazin (Netzzeitschrift), Ausgabe 08-11 (02.08.2011)
(Buchbesprechung von: "Attil und Krimkilte. Das tschuwaschische
Epos zum Sagenkreis der Nibelungen" - übersetzt und herausgegeben von
Kai Ehlers - in Zusammenarbeit mit Mario Bauch und Christoph Sträßner)
Julio Lambing: "Der blutige Kuss der Göttin. Die Bedeutung einiger
sexueller Rituale im Tantra und Neo-Tantra"
Artikel im Online-Magazin des Rabenclan - Verein zur Weitentwicklung
heidnischer Traditionen, Juni 2011
(Ich kenne Neotantra seit vielen Jahren. ich wollte einmal die
geschichtlichen Hintergründe einiger Traditionen des Tantra, die
sexuelle und grenzüberschreitende Rituale einsetzen, jenen
neotantrischen Strömungen gegenüber stellen, die sich in den westlichen
Industrieländern verbreitet haben. Das mag für den einen oder die
andere
desillusionierend sein. Der Text ist aber weder ein Klagegesang über
die vermeintliche Verweltlichung und Entspritualisierung des Tantra
noch ein Abnicken des psychotherapeutischen, esoterischen oder
vermeintlich matriachatstheoretischen Salbaders, das heute gerne
verbreitet wird. Und ebensowenig wie ich das Tantra, wie es auf dem
indischen Subkontinent entstanden ist und sich dann in Asien verbreitet
hat, verherrlichen mag, schätze ich eine billige Verurteilung des
Neotantras.)
Julio Lambing: "Sexualität und Ritual - Die Spielarten des Tantra"
Feigenblatt - Magazin für Erotisches, Ausgabe Nr. 24: "Tantra &
Intimität"; S. 30 – 34; Frühjahr 2011
(Eine deutlich gekürzte, ungenauere, dafür aber wesentlich leichter
lesbare Version des obigen Artikels.)
Julio Lambing: "Der
Beitrag des Neuheidentums und Robert Heinleins zur Entstehung der
polyamoren Bewegung"
Artikel im Rahmen des PolyWiki des Polyamoren Netzwerk (PAN) e.V.;
Frühjahr 2011
(Zur Entstehungsgeschichte gerade der US-amerikanischen polyamoren
Szene gehört unzweifelhaft auch das Neuheidentum. Das mag nicht in das
Bild einiger Vertreterinnen der antireligiösen Linken, der
Queer-Theorie oder des Feminismus passen, die wie alle Traditionen dazu
neigen, andere Milieus und Traditionen als die ihrigen abzuwerten und
aus der Historiographie heraus zu schreiben, anstatt sich solide,
rational und ungetrübt von Ideologie mit diesen auseinanderzusetzen.)
Julio Lambing: "Antidemokratische Strömungen im naturreligiösen Umfeld
- eine oberflächliche Einführung"
Artikel im Online-Magazin des Rabenclan - Verein zur Weitentwicklung
heidnischer Traditionen, April 2003
(Der Text ist eine Einführung in das Thema. Dabei steht außer
Frage, dass einer naturreligiöse oder neuheidnische Orientierung nicht
per se Demokratiefeindlichkeit unterstellt werden darf. )
Es existieren von mir eine größere Anzahl
weiterer Artikel zu
Themen und Problemen rund um das Heidentum und Neuheidentum, zu
Naturreligiösität, Animismus und Polytheismus. Sie sind fast alle unter
Pseudonym geschrieben und an verschiedenen Orten erschienen. Ein
erklecklicher Teil der Texte befasst sich mit der kritischen Analyse
von antidemokratischen, völkischen, antisemitischen oder
rechtsradikalen Ideologien, Gruppen oder Einzelakteuren in diesem
Umfeld. Sie haben ihren Teil dazu beigetragen, solchen Umtrieben im
neuheidnischen Milieu das Leben schwer zu machen. Weitere Texte dienten
dazu, einem modernen und kritischen Verständnis heidnischer Traditionen
den Weg zu bahnen oder einige traditionelle bzw. experimentelle
Gedankenwege zu Motiven und Grundlagen neuheidnischer Traditionen
auszuloten. Auch sie haben so manche Neuheidin verärgert. In beiden
Fällen sehe ich keinen Bedarf die Pseudonyme aufzudecken.
"Der blutige Kuss der Göttin.
Einblicke in die Geschichte des Tantra und Neotantra."
Vortrag auf der Tagung "Berührungskunst zwischen
Tradition und Trend", veranstaltet durch den Tantramassage-Verband
(TMV); Köln, 1. Juni 2013
Mit einer gewissen Lust an Provokation und Ironie richtete sich der
Vortrag an ein Publikum, das in weiten Teilen mit den NewAge-Klischees
bezüglich Tantra nur allzu vertraut ist un d diesen auch gerne folgt.
Anhand einer Theorie über die
Geschichte des Tantra, die im angelsächsischen Raum eine gewisse
Aufmerksamkeit erzeugte, und anhand verschiedener Beispiele aus
unterschiedlichen Kulturen Südasiens versuchte ich zumindest Einblicke
zu geben, auf welch unterschiedliche Weise man das Phänomen "Tantra"
begreifen kann und wie weit doch viele historisch einflussreiche
Tantra-Varianten von den gängigen New-Age-Klischees entfernt sind.
"Blut und Wasser - Alternative
Vorstellungen von Familie und Verwandtschaft"
Mitdenk-Workshop auf dem "Zwölften überregionalen
Treffen für polyamore Menschen", veranstaltet vom Polyamoren Netzwerk
e.V. (PAN); Ferienpark Im Waldgrund / Truckenthal, 22. - 26. Mai 2013
Ausgehend von dem Sprichwort "Blut ist dicker als
Wasser" beschäftigte sich der Workshop mit Vorschlägen für eine
alternative Konzeption von Familie, Liebe, Partnerschaft. Dabei griff
er zur Anregung zum einen auf das Konzept "pitṛ-ṛṇa" aus der
alt-indischen Schrifttradition zurück - eine Art
generationenübergreifende Verpflichtung. Zum anderen versuchte er auch
das "hamingja"-Konzept aus der altnordischen Texttradition für ein
Verständnis von Gemeinschaft und Familie fruchtbar zu machen.
"Sex als Magie, Macht und Mythos"
Dreitägiger
Workshop zu sechs okkulten sexuellen Traditionen; in Kooperation
mit dem Rabenclan - Verein zur Weiterentwicklung heidnischer
Traditionen e.V. und der Kulturinitative "Der Dritte Ort"; Bildungs-
und
Freizeithof Vreden, 28. - 30. Dez. 2011
(Bachanalien - Antike, Kaula-Tantra - 9. Jahrhundert,
Libertin-Religion der "Dilletanti Society" - 1750 , Entstehung der
wissenschaftlichen Psychologie - 19. Jahrhundert, Kult der Großen
Göttin und Wicca - 1950, Kerista Village und Church of all Worlds -
1980)
"Orgien und Fruchtbarkeitskulte"
Workshop auf dem "Zweiten überregionalen Treffen für polyamore
Menschen",
veranstaltet vom Polyamoren Netzwerk e.V. (PAN); Seminarhaus Taunus /
Butzbach; 8. November 2008
"Der Mythos vom Übernatürlichem
und anderen heidnischen Absonderlichkeiten"
Impulsreferat
und Kolloquium,
anläßlich von „Der Grundstein schöner Dinge“, ein Treffen des Rabenclan
e.V., Rittergut Lützensömmern, 27. April bis 1. Mai 2007
(Es gibt eine Menge merkwürdiger Klischees, die über animistische
und polytheistische Kulturen verbreitet werden, sowohl von denjenigen,
die in diesen Kulturen eine Art Vorbild sehen als auch von denjenigen,
die sie
als infantile oder irrationale Vorstufen der modernen Zivilisation
betrachten. Dazu gehört die Attestierung einer angeblichen
„Natürlichkeit“ und „Naturverbundenheit“, ebenso wie ein besonderes
Denken oder Fühlen („mythisches Weltbild“, „Spiritualität“,
„Ganzheitlichkeit“) etc. Diese Klischees werden von Anhängerinnen
heidnischer Traditionen immer wieder zum Beleg eines
besonderen Wissens heidnischer Kulturen herangezogen, dessen es uns in
der
durch das Christentum geprägten westlichen Moderne mangele. Der
Workshop befasste sich mit einigen dieser Klischees und
schlug alternative Wege eines Rekurses auf diese Kulturen vor.)
Vortragstätigkeit im Rahmen des
Rabenclan e.V.
Von 2001 bis heute habe ich auf den Treffen und Veranstaltungen des
Rabenclan e.V. eine
Vielzahl an Workshops und Gesprächsrunden zu
naturreligiösen und (neu-)heidnischen Themen angeboten. Die obige
Erwähnung einiger dieser Angebote ist exemplarisch.
Den Großteil meiner Aktivitäten führe ich hier
nicht auf.
Rabenclan - Verein zur
Weiterentwicklung heidnsicher Traditionen e.V. (2002 bis 2012)
- Seit 2002 bin ich Mitglied im Rabenclan e.V. und habe seit dieser
Zeit eine Vielzahl von Veranstaltungen im neopaganen Umfeld konzipiert,
organisiert, durchgeführt oder geleitet. -
(Ich halte den Rabenclan bis heute für eine führende Organsiation
in diesem Bereich.)