Ein gutes Leben kann von uns Menschen niemals allein und isoliert erreicht werden. Es ruht auf dem, was unsere Vorfahren geschaffen haben: In Stein und Teer, in Gedichten und Farben, in Gesetzen und Fertigkeiten. Es ist abhängig von dem, wie unsere gegenwärtige Mitwelt uns begegnet und die Lebensvollzüge organisiert: wie wir alle Nahrung und Wohnstatt sichern, Kinder erziehen und Kranke pflegen, Hass ausdrücken und Liebe leben, Technologien einsetzen, natürliche Ressourcen nutzen, Güter verteilen. Und es braucht das zukünftige Glück derjenigen, die uns wichtig sind und die weiterleben, wenn wir sterben: unsere Kinder, unsere Geliebten, Brüder und Schwestern, Freundinnen, Nachbarinnen, menschliche und nichtmenschliche Mitbewohnerinnen dieses Planeten.
Sobald sich unsere Lebensbedingungen oder unsere fundamentalen Wünsche und Bedürfnisse ändern, sind wir gezwungen, neue Formen des Zusammenlebens zu erschaffen. Neue Formen des guten Lebens. Daraus kann kein allgemeines Modell werden werden, wie der Mensch an sich gut leben kann. Denn es gibt den Menschen nicht. Es gibt ihn nur im Plural: die Menschen. Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Werten, die wir oft nur unzureichend kennen. Abgesehen von grundlegenden Bedingungen eines würdigen und freudvollen Daseins, die für alle Menschen gelten, müssen wir bescheiden hinsichtlich dessen sein, für wen wir ein gutes Leben schaffen.
Weil wir uns als soziale Wesen nur sehr begrenzt von anderen Menschen und von anderen Lebewesen abschotten können, gibt es mannigfache Bereiche, in denen wir gefordert sind: Wirtschaft, Staat, Technologie, Umgang mit Ressourcen, Pflanzen und Tieren, Kultur, Formen des Zusammenlebens, der Liebe, der mitmenschlichen Interaktion - all das kann ein gelungenes und glückliches Leben ermöglichen oder verhindern, für uns und für diejenigen, die wir lieben oder denen wir uns verpflichtet fühlen. Wir müssen unbescheiden hinsichtlich dessen sein, was alles Bedingungen ein gutes Lebens sind.
Ich
verstehe mich als
Söldner in eigenen Herzensangelegenheiten. Mein Leben habe ich
hauptsächlich einem Ziel gewidmet: ein Kulturgewebe zu spinnen, das
ein Leben in Freiheit, Freundschaft und Schönheit ermöglicht. Ich
tue das mit Artikeln, Vorträgen, Kampagnen, Treffen, Konferenzen,
Ritualen, Performance und Sozialen Plastiken.
Eine Menge Zeit verbringe ich in der internationalen Wirtschafts- und Umweltpolitik, um mitzuhelfen, daß sich in unserer Industriegesellschaft lebensfreundliche und ökologisch wie sozial nachhaltige Wirtschaftsweisen durchsetzen. Und ebenso viel Zeit verbringe ich damit, Strukturen, Praktiken und Institutionen der Lebenswelt zu entwickeln, die uns auch in anderen Lebensvollzügen ein glückliches Dasein ermöglichen. Hinweise dazu finden sich unter den Weblinks oben rechts.
Einerseits ist diese Website gleichsam ein Journal, in dem ich mir
meine
eigenen Aktivitäten dokumentiere. Andererseits soll sie Anderen helfen,
den inneren Zusammenhang meines Engagements nachzuvollziehen. Denn auf
den ersten und zweiten Blick mögen zwar diese Aktivitäten als
unverbunden und als Ausdruck unterschiedlicher Interessen,
Rollen und Funktionen erscheinen. Doch für mich sind die hier
aufgeführten Handlungsbereiche miteinander verwoben: Die jetzige
Gestalt unserer Wirtschaft mit unseren Sozialformen, unsere
technologische Infrastruktur mit der Liebe, der Umgang mit unserer
Mitwelt mit unseren Art und Weisen, Welten zu erzeugen und
wahrzunehmen. Das
bedeutet nicht, dass nicht all diese Dinge auch ihre Eigenlogik haben.
Ebensowenig kann ihr jetziger Status Quo aus einem einzigen Prinzip,
einer einzige Ursache abgeleitet werden. Es gibt keine
Weltformel, weder in der Physik noch im Leben. Wirkzusammenhänge in der
Gesellschaft sind komplex und die Geschichte, warum wir so leben, wie
wir leben, ist eine verworrene und mehrfach in sich verstrickte
Erzählung. Wollen wir dieses Gewebe verändern, so müssen wir an vielen
Stellen neue Fäden einschießen und miteinander verküpfen, Flicken
anbringen, Stoffteile abschneiden. Ich hoffe, zumindest teilweise
verdeutlichen zu können, welches Muster meinem Engagement für eine
andere Welt zugrundeliegt.